Geschichte

2021 - 125 Jahre Wilhelms-Gymnasium

Anlässlich unseres 125jährigen Schuljubiläums wurde dieser Schulfilm 2021 gedreht. Vielen Dank allen am Dreh und Schnitt beteiligten Akteuren!

Das Wilhelms-Gymnasium — Schule am südlichen Einfallstor Stuttgarts

Das Profil des heutigen Wilhelms-Gymnasiums wird außer von den Menschen, die in ihm leben und arbeiten, wesentlich von seiner Geschichte und seiner Lage am südlichen Eingangstor Stuttgarts mitgeprägt. Denn aus dem Bereich südlich Stuttgarts kam ein guter Teil der früher nur männlichen Schüler schon, als die Schule ihr Gebäude noch in der Hohenheimer Straße im Stuttgarter Zentrum hatte.

Eingeweiht wurde das dortige Gebäude im September 1896. Ihren Namen erhielt die Schule von König Wilhelm II., dem letzten König von Württemberg, der von 1891 bis 1918 regierte. Man erinnert sich gern an ihn als einen vornehmen, alten Mann, der sich als Bürger unter Bürgern in Stuttgart bewegte und jeden Gruß freundlich erwiderte. Nicht nur während seiner Regierungsjahre, sondern auch noch nach seiner Abdankung rühmte man die Güte und die Menschlichkeit des Königs, sein bescheidenes und doch würdevolles Auftreten, seinen Gerechtigkeitssinn und sein soziales Mitgefühl. Wilhelm II. wurde "der demokratischste König Deutschlands" genannt. Vor allem in kultureller Hinsicht verdankt ihm Stuttgart viel.

Doch die Geschichte des Wilhelms-Gymnasium reicht noch 100 Jahre weiter zurück ins Jahr 1796, als Herzog Friedrich Eugen zwei Jahre nach Schließung der "Hohen Karlsschule" eine Real- und Bürgerschule" gründete, womit er den Wünschen des aufgeklärten Bürgertums nach einer Alternative zum humanistischen Gymnasium entgegenkam, vor allem, dass die "künftigen Berg- und Forstleute, Apotheker, Fabrikanten, Kaufleute, Militärs, Künstler, Professionisten, Ökonomen und einige Klassen von Beamten und Lehrern" besser auf ihren Beruf vorbereitet würden. Diese Schule erhielt einen immer größeren Zulauf, so dass 1896 eine Teilung in die "Friedrich-Eugens-Realschule" und die "Wilhelms-Realschule" notwendig wurde.

Ende des vorletzten Jahrhunderts wurden die naturwissenschaftlichen Fächer und die Mathematik an der "Wilhelms-Realschule" durch eine Verstärkung in der Stundentafel gegenüber dem traditionellen Gymnasium deutlich aufgewertet. Der Zulauf zu der neuen Schule, ab 1900 "Wilhelms- Oberrealschule", hielt an, so dass schon 1903 die Zahl der aufgenommenen Schüler begrenzt werden musste. Die beiden Weltkriege brachten tiefe Einbrüche in das Leben der 1937 in "Wilhelms-Oberschule für Jungen" umbenannten Anstalt.

Bereits im September 1948 begann die Geburtsstunde des heutigen "Wilhelms-Gymnasiums" in Degerloch, als die Raumnot im "Mutterhaus" einen Ableger in der Degerlocher Filderschule für die neuen Schüler aus den Fildervororten und Degerloch notwendig machte. Dabei sollte den kleinen Burschen die beschwerliche Straßenbahnfahrt erspart werden. Trotz primitiver baulicher Verhältnisse in einer Holzbaracke auf dem Hof der Filderschule und vieler beschwerlicher Bedingungen auch nach dem Umzug in die 1956 fertiggestellte Albschule, entwickelte sich zwischen den Lehrern des WG, vor allem den Herren Mittag, Meyer und Dr. Häußler, und den Kollegen der gastgebenden Schulen ein herzliches Verhältnis, so dass diese im Frühjahr 1963 auch mit etwas Wehmut in den Neubau des Wilhelms-Gymnasium an der Albstraße in Degerloch umsiedelten.

Die Architekten unter der Leitung von Prof. Volkart hatten den Neubau mit drei Gebäuden, einem Hauptklassenbau, einem Fachklassenbau und einem Turn- und Schwimmhallenbau sternförmig angeordnet und durch ein quadratisches Atrium mit Innengarten verbunden. Infolge der Lage am Ortsrand sollte die Anlage "ein Portalpfeiler an der neuen Bundesstraße" sein.

Da zum Zeitpunkt der Einweihung das nächste Gymnasium in südlicher Richtung erst in Tübingen lag, strömten nicht nur Jungen aus Degerloch und Möhringen, sondern auch aus Bernhausen, Echterdingen, Leinfelden, Plattenhardt, Plieningen, Steinenbronn, Stetten und Waldenbuch zum Wilhelms-Gymnasium in der Albstraße. Trotz des Baus von fünf neuen Gymnasien in diesem Einzugsbereich stieg die Schülerzahl von 600 auf etwa 1000 an, so dass an den Hauptklassenbau noch ein Pavillon mit vier Klassenzimmern angeschlossen werden musste.

Eine tiefgreifende Veränderung der Schulatmosphäre begann 1973 mit der erstmaligen Aufnahme von Mädchen ins Wilhelms-Gymnasium. Schon nach wenigen Jahren bildeten die Mädchen etwa die Hälfte jedes Jahrgangs und bestimmen seither das Leben der Schule mindestens ebenso sehr wie die Jungen. Auch die ursprünglich fast rein männliche Lehrerschaft besteht inzwischen zur Hälfte aus Damen.

Seit 1969 gibt es am Wilhelms-Gymnasium auch einen sprachlichen Zug mit der Sprachenfolge Englisch/ Latein/ Französisch. Außerdem wurde bald die Möglichkeit eröffnet, freiwillig Spanisch, Russisch und Italienisch zu lernen. Auch die Bemühungen um die Genehmigung von Spanisch als weitere moderne Fremdsprache im Pflichtbereich sind erfolgreich verlaufen.

Seit der Einführung der Reformierten Oberstufe vor 25 Jahren und den weiteren Reformen in ihrem Gefolge hat sich die früher eindeutig mathematisch-naturwissenschaftliche Schwerpunktbildung mehr zu den Sprachen hin verschoben. Inzwischen können praktisch sämtliche Schulfächer als dreistündige Basiskurse oder fünfstündige Leistungskurse gewählt werden.

Im Schuljahr 1998/99 wurde ein achtjähriger gymnasialer Bildungsgang eingerichtet als spezielles Angebot für die begabteren Gymnasiasten und Gymnasiastinnen aus Stuttgart und dem Filderraum.

Seit dem Schuljahr 2002/03 macht das Wilhelms-Gymnasium ein Angebot eines sprachlichen Profils mit Spanisch als dritter Fremdsprache sowohl im acht- wie im neunjährigen Zug.

Die Früchte der soliden schulischen Unterrichtsarbeit am WG zeigen sich in jahrelang überdurchschnittlichen Schulleistungen der Abiturienten. Dem oft auch mühevollen Unterricht werden aber durch eine breite Palette außerunterrichtlicher Veranstaltungen immer wieder Glanzlichter aufgesetzt.

So sind in den letzten Jahren viele gute künstlerische Arbeiten - auch zur Verschönerung des Schulhauses - entstanden. Theater-Arbeitsgemeinschaften bringen jedes Jahr verschiedene Werke in interessanten Aufführungen auf die Bühne, oft in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Musik und Bildender Kunst. Eigene AGs für Bühnentechnik und Bühnenbild tragen zum Gelingen der Aufführungen bei. Regelmäßig finden Hausmusikabende und Schulkonzerte statt. Für die sprachlich interessierten Schüler ist der Austausch mit der französischen Partnerschule sehr attraktiv. Eine weitere Schulpartnerschaft mit den USA wurde 2002 neu aufgebaut. Auch für Spanien bieten wir inzwischen eine Austauschmöglichkeit an. Darüber hinaus findet für jeden Schüler in der Unterstufe ein Sommerschullandheim und in der Mittelstufe ein Winterschullandheim statt. In der Oberstufe werden Studienfahrten zum Beispiel nach Berlin und Sorrent organisiert.

Im Zusammenhang mit dem Abitur sind originelle Abischerze zur Freude aller, so wie Abibälle zur Tradition geworden. Auch die Schulfeste zum Schuljahresabschluss erfreuen sich seit Jahren eines guten Zuspruchs: Am Wilhelms-Gymnasium wird nicht nur miteinander gelernt, sondern auch zusammen gelebt und miteinander gefeiert.

Die Schülermitverantwortung (SMV) des Wilhelms-Gymnasiums organisiert seit vielen Jahren immer in der Weihnachtszeit ihre bekannte Orangenaktion und hat dabei bisher mehrere 100.000€ für soziale und karitative Zwecke im In- und Ausland zusammengebracht. Jedes Jahr wird vom Wilhelms-Gymnasium eine neue Organisation ausgewählt, die den Ertrag des Orangenverkaufs erhält.

Viele ehemalige Schüler kommen gern wieder einmal an ihre alte Schule und statten ihr und ihren ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern einen Besuch ab. Dies zeigt, dass sich viele unserer Schülerinnen und Schüler am Wilhelms-Gymnasium wohlfühlen und sich gern an ihre Schulzeit zurückerinnern.